IEA-Statusbericht 2025: Eine inhaltliche Einordnung des BASE
Meldung
Stand: 31.01.2025
Am 16. Januar 2025 hat die International Energy Agency (IEA) „The Path to a New Era for Nuclear Energy“ veröffentlicht. In dem Statusbericht werden aktuelle Entwicklungen der Nuklearindustrie analysiert und versucht, ihr Potenzial für die Bewältigung von Klimakrise sowie Energiesicherheit aufzuzeigen.
Das BASE hat sich mit dem Bericht beschäftigt und folgt der IEA-Analyse bei den Herausforderungen für die Branche, kommt auf Grundlage eigener sowie anderer Studien aber zu Annahmen, die die insgesamt positiven Prognosen des IEA-Berichts hinterfragen.
Der IEA-Bericht sieht ein „Comeback“ und den „Beginn einer neuen Ära“ für die Atomkraft. Gleichzeitig wird auf zahlreiche Herausforderungen wie Abhängigkeiten von staatlichen Subventionen oder eine wachsende Technologieabhängigkeit von Russland und China verwiesen. Obwohl der IEA-Bericht somit ähnliche Herausforderungen wie beispielsweise der World Nuclear Industry Status Report (WNISR) identifiziert, ist seine Prognose für die Entwicklung der Atomenergie ungleich optimistischer:
Bis 2050 wird der Nuklearindustrie durch die Energieagentur ein Wachstum vorausgesagt, welches vor allem auf den beiden Annahmen basiert, dass Small Modular Reactors (SMR) innerhalb der nächsten zehn Jahre kommerzielle Reife erreichen und Betreiberfirmen zukünftig Verzögerungen sowie Kostenüberschreitungen beim AKW-Neubau vermeiden.
Markteinführung von Generation IV-Reaktoren oder SMR nicht absehbar
Die Markteinführung von alternativen Reaktorkonzepten der „Generation IV“ oder eben auch kleiner modularer Reaktoren der neuen Generation ist aktuell nicht absehbar. Zu diesem eindeutigen Schluss kommt die wissenschaftliche Studie des BASE zu alternativen Reaktorkonzepten, die im Frühjahr 2023 veröffentlicht wurde. In der „Sicherheitstechnischen Analyse und Risikobewertung einer Anwendung von SMR-Konzepten“ aus dem Jahr 2021 wurde vom BASE auch für -Konzepte festgestellt, dass eine kommerzielle Nutzung im großen Stil für diese nicht zeitnah erwartbar ist.
Trotz intensiver Werbung lässt sich derzeit keine Entwicklung identifizieren, die den Bau von alternativen Reaktortypen und / oder SMR in den kommenden Jahren in großem Maßstab wahrscheinlich macht.
Weiterhin lösen solche Konzepte weder die Notwendigkeit, ein für die radioaktiven Abfälle zu finden, noch bieten sie zeitnahe Lösungen auf die drängenden Fragen des Klimaschutzes. Der IEA-Bericht betont zwar die Notwendigkeit, nukleare Abfälle sicher zu entsorgen. Sieht dies jedoch vor allem als Voraussetzung für die öffentliche Akzeptanz der Atomkraft. Mögliche Nachhaltigkeitsrisiken, die aus der ungelösten Frage der erwachsen, werden nicht weiter adressiert. Zudem zeigt ein Blick nach Frankreich (Flamanville) oder Großbritannien (Hinkley Point), dass es viel Optimismus braucht, um in einer nahen Zukunft darauf zu setzen, bei AKW-Neubauten die Bauzeiten verkürzt oder die Kosten eingedämmt zu halten.
Fehlende Szenarien zu Kommerzialisierung von SMR und Problemen beim Bau
Der IEA-Bericht erkennt die aktuellen Herausforderungen der Kernkraftbranche zwar an, berücksichtigt diese aber nicht ausreichend in seiner Zukunftsprognose. Es fehlen jene Szenarien, in denen sich die Kommerzialisierung von SMR noch stärker verzögert und sich die bisherigen Probleme beim Bau neuer Reaktoren auch in den nächsten Jahren fortsetzen.
Wie die Gutachten des BASE zeigen, ist davon auszugehen, dass es bis zur Markreife von neuartigen Reaktorprojekten bzw. SMR noch einige Zeit dauern wird. Dagegen verfestigt der IEA-Bericht den Eindruck, dass ein vermeintliches Comeback der Atomkraft beinahe unausweichlich ist und es allein politischen Maßnahmen obliegt, das nukleare Wachstum zu beschleunigen. Das BASE kann dieser Schlussfolgerung in seiner wissenschaftlichen Arbeit zu diesen Themen nicht folgen.
International Energy Agency (IEA)
Die IEA ist eine zwischenstaatliche Organisation, deren Mitgliedschaft sich aus 32 OECD-Staaten zusammensetzt, u.a. auch Deutschland. Im Gegensatz zur International Atomic Energy Agency (IAEA) ist das Mandat der IEA nicht explizit auf die Förderung der Kernenergie ausgelegt; die Organisation erhebt und analysiert Daten zu verschiedenen Energiequellen, um Staaten in der Frage zu beraten, wie sie eine sichere und nachhaltige Energieversorgung sicherstellen können.
Stand: 31.01.2025