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Nachbetriebsphase eines Atomkraftwerks

Die Nachbetriebsphase nach der endgültigen Abschaltung eines Atomkraftwerks dauert mehrere Jahre. Dann folgt die Stilllegung der kerntechnischen Anlage. Welche Maßnahmen werden in der Nachbetriebsphase ergriffen?

Nachbetriebsphase eines Atomkraftwerks

Vom Leistungsbetrieb zur Stilllegung

Nach der endgültigen Abschaltung eines Kernkraftwerks beginnt in der Regel die Nachbetriebsphase. In dieser Phase werden erste Maßnahmen zur Vorbereitung der durchgeführt, wozu unter anderem auch die organisatorischen und technischen Vorbereitungen für den späteren gehören. Damit bildet sie die Brücke zwischen dem Ende des Leistungsbetriebs und dem eigentlichen Beginn des Rückbaus eines Kernkraftwerks.

Maßnahmen in der Nachbetriebsphase

Die Maßnahmen in der Nachbetriebsphase sind durch die Betriebsgenehmigung des Kernkraftwerks abgedeckt. In der Regel werden während dieser Phase folgende Schritte durchgeführt:

  • Entladen der : Die werden aus dem Reaktor entladen und zunächst in einem mit Wasser gefüllten Brennelementlagerbecken im Kernkraftwerk gelagert.
  • Umlagern der : Sobald die des bestrahlten Brennstoffs ausreichend zurückgegangen ist, werden die in Lagerbehälter umgeladen und in Standortzwischenlagern aufbewahrt.
  • Verwertung und Beseitigung: Radioaktive Stoffe werden verwertet und Abfälle aus der Betriebsphase werden ordnungsgemäß entsorgt.
  • der Anlage: Die Systeme der Anlage werden dekontaminiert, wobei häufig auch eine Primärkreisdekontamination durchgeführt wird, um radioaktive Oxidschichten, die sich während des Betriebs gebildet haben, zu entfernen. Dies reduziert die Strahlenbelastung für das Personal in der Nachbetriebsphase und während des späteren Rückbaus.
  • Außerbetriebnahme von Systemen: Nicht mehr benötigte Systeme werden in einen entleerten, drucklosen und kalten Zustand versetzt, bevor sie dauerhaft außer Betrieb genommen und systematisch dem zugeführt werden.
  • Probenentnahme und Auswertung: An verschiedenen Systemen und Komponenten werden Proben entnommen, um den radiologischen Zustand der Anlage am Ende der Betriebsphase zu dokumentieren. Diese Ergebnisse dienen der Präzisierung der Rückbauplanung und werden für die Erstellung der Antragsunterlagen zur eines Kernkraftwerks verwendet.

Informationen zur Dekontamination

Was ist eine Dekontamination? Wird dabei Säure verwendet?

In Leichtwasserreaktoren kommt es im Primärkreislauf während des Betriebs zu einem Aktivitätsaufbau bei den Komponenten (z.B. Rohre, Pumpen), die mit Kühlwasser in Kontakt kommen. Dadurch erhöhen sich im Umfeld des Primärkreislaufs die Dosisleistungswerte. Dies bedeutet eine potentielle Strahlenbelastung für das in diesem Anlagenbereich tätig werdende Personal, weshalb seit über 50 Jahren weltweit die sogenannte (Primärkreis-) in Reaktoren zur Reduzierung dieser durchgeführt wird.

Bei dieser werden Teile des Primärkreislaufs mittels qualifizierter Verfahren und spezieller Chemikalien, wie z.B. Säure, gereinigt. Dadurch kann die vorhandene um mehr als 90 Prozent gesenkt werden. Die Intensität der und der hiermit verbundene Materialabtrag kann gesteuert werden und hängt u.a. davon ab, ob das AKW danach weiterläuft oder das AKW danach rückgebaut wird.

Warum wird vor dem Rückbau eine Dekontamination durchgeführt?

Zum einen wird mit einer die Strahlenbelastung für das Personal verringert. Zum anderen wird durch eine die Menge an radioaktivem Abfall reduziert, welche zwischen- und endgelagert werden muss.

Es liegt im Ermessen des , ob er zur Vorbereitung des Rückbaus die des Primärkreislaufs einplant. Die Durchführung muss durch die gültige Genehmigung abgedeckt sein und wird aufsichtlich durch die zuständige Behörde überwacht. Somit kann eine während der des AKW - im Rahmen der Betriebsgenehmigung - vom AKW- beauftragt werden. Die kann aber auch – nach einer entsprechend erteilten Genehmigung - während der Stilllegungsphase eines AKW stattfinden.

Findet die Dekontamination auch bei AKW im Ausland statt?

Bei der (Primärkreis-) handelt es sich um ein etabliertes Verfahren, das den Stand der Technik abbildet und seit über 50 Jahren weltweit durchgeführt wird. In manchen AKW wurde der Leistungsbetrieb anschließend fortgeführt, beispielsweise im schwedischen AKW Oskarshamn 1 oder im finnischen AKW Loviisa2. Zur Vorbereitung eines Rückbaus ist die beispielsweise im US-amerikanischen AKW Haddam Neck und in vielen deutschen AKW (z.B. Stade, Obrigheim, Biblis) durchgeführt worden.

Der kann, unter Berücksichtigung des jeweiligen nuklearen Gefährdungspotentials, bei der zuständigen atomrechtlichen Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde weitergehende Anpassungen bzw. Änderungen am genehmigten Zustand des Kernkraftwerks innerhalb der Nachbetriebsphase beantragen.

Zeitliches Ablaufschema für die Übergänge zwischen Leistungsbetrieb, Nachbetriebsphase und Stilllegung eines Kernkraftwerkes bis zur Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung
Zeitliches Ablaufschema für die Übergänge zwischen Leistungsbetrieb, Nachbetriebsphase und Stilllegung eines Kernkraftwerkes bis zur Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung © BASE

Sicherheit in der Nachbetriebsphase

Während der Nachbetriebsphase werden alle notwendigen Vorkehrungen nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik getroffen, um mögliche Schäden zu verhindern. Wie bereits während der Betriebsphase zielen diese Maßnahmen darauf ab, die vorhandenen sicher einzuschließen und die zu minimieren.

 Solange sich noch im Kernkraftwerk befinden, müssen die Maßnahmen zur Kühlung der und zur Kontrolle der aufrechterhalten werden. Die Kontrolle der stellt sicher:

  • dass im Betrieb durchschnittlich genau eines der durch die eines Atomkerns freigesetzten eine weitere auslöst (kritischer Zustand), und
  • dass im abgeschalteten Reaktor kein kritischer Zustand eintritt.

Alle Vorkehrungen in der Nachbetriebsphase sind durch die weiterhin gültige Betriebsgenehmigung des Kernkraftwerks abgedeckt.

Nach der Nachbetriebsphase

Die an die Nachbetriebsphase anschließende eines Kernkraftwerks erfordert im Vorfeld ein umfassendes Genehmigungsverfahren, das insbesondere Aspekte des und potenzielle Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt. Erst nach Erteilung der Stilllegungsgenehmigung können die Rückbauarbeiten beginnen, die wesentliche Änderungen an den Systemen und Komponenten vornehmen und letztlich zum Abbau des Kernkraftwerks führen.

Stand: 01.10.2024